Das Verhalten der Warzenente

7. ZUSAMMENLEBEN MIT DEM MENSCHEN

Als ich die Warzenenten auf mein Gelände brachte, waren sie sehr aggressiv. Sie kamen von dem Gelände einer Jugendherberge. Dort waren sie von den Kindern wiederholte Male mit Steinen und Stöcken belästigt worden. Ihre Fluchtdistanz war ca. 5 m. Bubi biß jeden, der das dortige Gelände betrat, die anderen flohen.

Bei mir im Garten biß Bubi mich in den ersten 5 Tagen auch immer. Dann stellte er das ein. Seine Fluchtdistanz war von Anfang an sehr klein. Schon am ersten Wochenende in meinem Garten begann er aktiv um Futter zu betteln, indem er sich vor mir aufbaute, leise röchelnde Laute von sich gab und mit dem Schwanz wackelte.

Bubi bettelt um Futter, weicht aber vor meiner Schwester gleichzeitig etwas zurück, da sie die Tiere sonst nicht füttert.
Bubi begs for food, but shrinks at the same time a little bit back from my sister, because she normally does not feed the animals.

Er hielt sich die meiste Zeit auf der niedrigen Umrandungsmauer der Terrasse auf und sprach mich immer sofort an, wenn ich nach draußen kam.

Alfi war viel weniger lernfähig. Er stellte sich zwar nach einigen Tagen zu Bubi auf die Mauer, flüchtete aber jedes Mal, wenn jemand aus der Küchentür kam. Um zu verstehen, daß er abends in den Stall, den selben wie auf dem Gelände der Jugendherberge, gehen sollte, brauchte er mehr als drei Wochen. Bubi hatte das schon nach vier Tagen verstanden.

Die beiden Enten, die von dem selben Züchter aus Freiburg im Breisgau stammen, hielten sich immer sehr eng aneinander. Sie lagen meistens auf dem Dach des Stallhäuschens. Sie kamen nur zum Futtertrog, wenn ich mich bis zur Terrasse entfernt hatte und die Schüssel mitten auf der Wiese stand. Das allabendliche Einsperren gestaltete sich sehr schwierig. Beide flogen sofort auf, wenn man sich ihnen näherte. Ich brauchte jeden Abend Hilfe von meiner Familie, um sie in den Stall zu befördern. Wir verstellten ihnen alle Wege außer den Weg in den Stall. Nach zwei Wochen folgten sie schließlich Bubi in das Stallhäuschen. Sie wurden Abends im Stall gefüttert, was aber das Einsperren nicht erleichterte. Auf dem Gelände der Jugendherberge wurden sie abends nicht eingesperrt, da die Gefahr durch Füchse dort wegen der vielen Menschen und der Lage des Geländes direkt angrenzend an die Häuser diese fernhielt. Bei mir führt ein Wildwechsel durch den Garten. Ein Einsperren der Tiere in der Nacht ist daher unbedingt notwendig, wenn ich nicht Verluste durch Füchse und Marder erleiden will. Dazu kommt, daß auch die Greifvögel bei ihrer ersten Jagd in der Früh nicht die Möglichkeit haben sollen, meine Tiere zu dezimieren.

Bei Bienchen habe ich es zum ersten Mal erlebt, daß mich eine Ente aktiv um Hilfe angegangen ist, wenn man von Babetti absieht. Als sich Bienchen verletzt hatte, kroch sie unter die Zypresse. Als ich an den Teich kam, kroch sie heraus und lief zu mir. Sie blutete stark und hatte, wahrscheinlich wegen der Schmerzen, die Augen nicht völlig offen. Sie ließ sich von mir sofort hochheben, und das, obwohl sie bis dahin eines der schreckhaftesten Tiere gewesen war. Auf dem Transport zum Tierarzt und auch dort verhielt sie sich ganz ruhig. Sie ließ mich auch in der Zeit danach, als sie eine Schiene am Schnabel hatte, jederzeit in ihren Schnabel schauen, sich Salbe darauf schmieren und die Wunde kontrollieren.

Zwei andere Male erlebte ich, daß junge Enten, auf deren Rücken sich ein Mäusebussard befand, sofort zu mir rannten als sie mich sahen , so daß ich mit einem Schlag mit der Faust gegen die Brust des Mäusebussards diesen vom Rücken der Ente schlagen konnte.

Der jeweils unterlegene Erpel verwendet mich als Schutz vor dem Überlegenen: er geht schnellen Schrittes mit deutlicher Demutshaltung zu mir und stellt sich so hinter mich, daß ich zwischen ihm und dem überlegenen Erpel stehe.

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