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Das Verhalten der Warzenente

3. SEXUELLE BEZIEHUNGEN
a. Balz und Paarung
ENGELMANN (1984, pp.196) schreibt: "In ihrem Sexualverhalten
weichen Moschusenten (=Warzenenten) von Gänsen wie von Enten ab, es
bestehen keinerlei Verbindungen zum Balzspiel der Stockenten."
Das kann ich bestätigen. PINGEL (1989, pp. 144) meint, daß die
Balz bei den Warzenenten und deren Wildform fehlt. Dem kann ich
nicht zustimmen. Sie ist nur weit weniger auffällig als zum
Beispiel die der Stockenten.

Im Vordergrund balzende Enten,
dahinter Pedro und seine Schwester, die noch nicht adult sind
In the foreground courting ducks, behind them Pedro and its
sister, which are not adult yet.
Der Erpel umwirbt die Ente, indem er mit gespreizten
Schwanzfedern, leicht abgespreizten Flügeln und aufgestellter Haube
um sie herumgeht. Dabei faucht er mit geöffnetem Schnabel. Ist die
Ente an ihm interessiert, richtet sie ihren Schwanz auf, nimmt die
gleiche Körperhaltung ein wie er und geht neben ihm her. Dabei
bewegen beide den Kopf ungefähr gleichzeitig rhythmisch vor und zurück.
Ist die Ente nicht interessiert, so beachtet sie ihn nicht und geht
einfach weg. Da meine Erpel gleichzeitig von mehreren Enten umworben
werden, nehmen sie das hin. Bei der Werbung der Enten um die Erpel,
gehen die Enten mit aufgerichtetem und leicht gefächertem Schwanz
und leicht angehobenen Flügeln um den Erpel ihrer Wahl herum. Dabei
versuchen sie immer vor seine Brust zu gelangen und ihm den Weg
abzuschneiden. Sie bewegen dabei den Hals rhythmisch vor und zurück
und geben
fauchende Laute von sich. Des öfteren geraten dabei zwei Enten
aneinander, wenn sie beide den gleichen Erpel umwerben. Sie
versuchen dann sich gegenseitig abzudrängen. Die unterlegene flieht
schließlich und wird dabei von der überlegenen verfolgt. Sie
flieht aber nur gerade so weit weg, bis die andere sie nicht mehr
sieht, z.B. bis hinter den nächsten Baum.
Steht nur eine Ente zur Verfügung, nimmt der Erpel die
Verfolgung in einer Haltung, die ähnlich der Puterhaltung der Hähne
ist, auf. Er streckt den Kopf vor, macht einen langen Hals, spreizt
beide Flügel weiter ab und rennt lautlos hinter der Ente her. Die
Ente flieht halb fliegend halb rennend. Wenn es dem Erpel gelingt
sie einzuholen, hält er sie mit dem Schnabel an einem Flügel oder
dem Schwanz fest, drückt sie zu Boden und vergewaltigt sie.
Das Selbe tritt ein, wenn ein Erpel die Ente eines anderen Erpels
stiehlt. Dabei stürzt er sich ohne jedes Vorspiel auf die Ente, während
der Erpel des Reviers ihn gerade nicht sehen kann.
Enten, die brüten, geben, wenn sie derart von einem Erpel
verfolgt werden, dauernd piepsende Drohlaute von sich. Ihr gesamtes
Gefieder ist gesträubt und sie halten den Schnabel, bei kurzem Hals
dicht über den Boden.
Ist die Ente an dem Erpel interessiert, so bleibt sie stehen. Der
Erpel stellt sich parallel neben sie mit dem Kopf in die gleiche
Richtung, tippt ihr mehrere Male mit dem Schnabel auf den Rücken,
zupft an den Flügelfedern, hebt ein Bein und versucht auf sie zu
steigen. Die Ente duckt sich vor ihn hin, spreizt die Flügel etwas
ab und läßt ihn aufsteigen. Der Erpel hält sich am Nackengefieder
der Ente mit dem Schnabel fest.
Er liegt nun mit seiner Brust auf dem Rücken der Ente auf und
beginnt mit dem Schwanz zu wackeln. Daraufhin biegt die Ente ihren
Schwanz zu einer Seite, so daß der Erpel seinen Schwanz hinter
ihren bringen kann und seine Kloake auf ihre pressen kann. Sobald er
seinen Penis in ihre Kloake eingeführt hat, gibt die Ente mehrere
Laute von sich. Der Erpel fällt von ihrem Rücken. Die beiden
bleiben einige Sekunden miteinander verbunden, während der Erpel
nun seitlich von der Ente auf dem Boden liegt. Die Ente springt als
erste auf und rennt zum Wasser. Dort beginnt sie sofort zu baden.
Der Erpel folgt ihr viel langsamer, während er Imponiergehabe
zeigt. Der Penis bleibt bis zu 6 Minuten außen sichtbar hängen.

Paarung von Pedro mit DA
081 (89) - Mating of Pedro and
DA 081 (89)
Nur Pedro, der die Enten sowohl an Land als auch im Wasser tritt,
badet dann auch. Die beiden weißen Erpel trinken anschließend und
schöpfen sich Wasser mit dem Kopf auf den Rücken. Sie führen
damit das Badeverhalten nicht vollständig aus. WENNRICH (I, 1980,
pp. 2) berichtet von Badebewegungen eines isoliert aufgezogenen
Warzenerpels, der nach Begattungsversuchen an dem Stiefel des
Beobachters diese an Land ausführte. Ihm stand kein Wasser zum
Baden zur Verfügung. Alle, sowohl die Enten als auch die Erpel,
betreiben anschließend Gefiederpflege. Die von WENNRICH (II, 1980,
pp. 2) gestellte Frage, ob der bloße Bewegungsablauf des
Wasserbadens am Ersatzobjekt triebbefriedigend ist, kann ich in
sofern bejahen, weil meinen Enten offenes Wasser zur Verfügung
steht und Bubitrotzdem Badebewegungen an Land ausführt.
Abends, kurz bevor die Tiere in den Stall gehen, finden bei
meinen Enten die meisten Paarungen statt. Der Zeitpunkt, wann sie in
den Stall gehen, richtet sich nach der Helligkeit. Auch FAURE und
RAUD (1990, pp. 9) stellten fest, daß das Sexualverhalten der
Warzenenten einem Tagesrhythmus folgt, bei dem es zu einer Spitze in
der sexuellen Aktivität am Ende des Tages kommt und daß dieser
Rhythmus an den Licht/Dunkel-Übergang gekoppelt ist. Sie meinen außerdem,
daß bei den Warzenenten Paarungen nur am Tage stattfinden. Ich habe
keine Paarung im Dunkeln beobachtet.
DONKIN (1989, pp. 186) schreibt, daß die Moschusente polygam
ist. Die Bindung der Ente an einen bestimmten Erpel bleibt bei
meinen Enten bestehen, umgekehrt besteht keine solche Bindung.
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