Das Verhalten der Warzenente

2. SOZIALE ÄUSSERUNGEN

a) Bindung an den Partner im Kükenalter

Nach 12 bis 14 Tagen But beginnt die Ente mit leisen Lautäußerungen, wenn sie zu ihrem Nest zurückkehrt und die Eier wendet. Diese Beobachtung steht im Widerspruch zu den von ENGELMANN (1984. pp.196) für Enten im allgemeinen zitierten Beobachtungen, daß Enten sich während der Brut erst äußern, wenn die Küken im Ei antworten können. GOTTLIEB (1977, pp.7) schreibt, daß es zu einem "Dialog" zwischen der Mutter und ihren Küken im Ei kommt, sobald das Küken sich im Ei bemerkbar macht.

Die Küken im Ei synchronisieren ihren Schlupf durch den Stimmkontakt zu ihren Geschwistern in den anderen Eiern. Bis zu 24 Stunden kann sich ein Küken schneller entwickeln, wenn es in einem Nest liegt, dessen Hauptanzahl der Eier 24 Stunden älter sind. Liegt ein Ei in seiner Entwicklung weiter zurück, so haben sechszehn meiner Enten regelmäßig dieses Küken von seiner Schale befreit. Dabei fressen sie die Schale auf. Wenn zu diesem Zeitpunkt der Dottersack nahezu vollständig eingezogen war, so überlebten die Küken. Diese Enten stammen alle von meiner Ente Amanda ab, oder sind gescheckt.

Nach beendetem Schlupf treten die Küken über Fühlungslaute, einem zufriedenem Piepsen miteinander und mit der oder den Müttern in Verbindung. Unter der jeweils ranghöchsten Ente bei einer Gemeinschaftsbrut befinden sich die meisten Jungen. Bei der Gemeinschaftsbrut verlassen niemals alle Enten gleichzeitig das Nest. Es bleibt mmer eine zurück. Das kann die ranghöchste oder auch eine rangniedrigere sein.

In den ersten 48 Stunden nach dem Schlupf verlassen die Mütter das Nest ohne die Küken. Diese verhalten sich vollkommen still und reagieren erst frühestens ab dem dritten Tag mit Flucht vor der Hand des Pflegers. Die Enten bleiben zwischen 10 und 35 Minuten weg. Die Küken können zu diesem Zeitpunkt noch nicht laufen. Bringt man sie zum Fliehen, hüpfen sie nach allen Seiten lautlos auseinander.

Auch die Studie von SCHNEIDER, BILSING und NICHELMANN (1988, pp. 4) zeigt, daß die lokomotorische Aktivität der Tiere signifikant durch das Alter der Küken beeinflußt wird.

Erst am dritten Tag geben sie in dieser Situation den Verlassenheitsruf von sich, der zu einem sofortigen Angriff der Mutter auf die Pflegeperson führt. Mit Flügelbugschlägen, Bissen und Kotspritzen versucht sie die Person zu vertreiben.

Drohende brütende Ente  - threatening breeding duck

Zwei-Ringe auf ihren frisch geschlüpften Küken, sie weicht vor dem unbekannten Fotoapparat zurück, droht mir aber nicht, weil sie mich kennt.
Two-Rings on its ducklings, which sliped a short time before. It shrink back in front of the Camera, but does not threaten me, because it knows me.

 

 

 Erdmuthe Farthofer

Wenn aber eine Person, die normalerweise nicht im Stall anzutreffen ist, diesen Ruf auslöst, so greifen die Enten sie nach wie vor an, auch wenn dies ein Mitglied meiner Familie ist, das sie auf der Wiese durchaus nicht als fremd empfinden. Meine Enten, die mich seit mehr als fünf Jahren genau kennen, greifen mich nicht mehr an, sondern treten auf der Stelle hin und her, während sie ihre Haube aufgerichtet haben, das gesamte Gefieder sträuben, leise Warnlaute ausstoßen und die Flügel etwas abspreizen.

Zwei Ringe kennt den Fotoapparat nun schon und weicht daher nicht einmal mehr zurück.
Two-Rings knows now the Camera und does not shrink back in the presents of it.

Sobald die Küken das Nest verlassen folgen sie ihrer Mutter. Begegnen sie dabei einer anderen Ente mit ungefähr gleich alten Küken, kann es am ersten Tag des Mitlaufens passieren, daß sie versuchen sich dieser anzuschließen. Sind die Küken, denen sich die neuen anschließen, älter als sie selber, werden sie öfters angegriffen und lernen so, daß sie nur der richtigen Ente folgen dürfen. Gleichzeitig versucht die Mutter die Vereinigung ihrer Küken mit einer anderen Schar durch Lockrufe und sich zwischen ihre Küken und die andere Ente stellen zu verhindern. Auch LORENZ (1992, pp.411) schreibt, daß diese Vereinigung der Kükenscharen sehr gegen den Willen der Mutter geht, und daß sie, wenn sie es nicht verhindern kann, dieser Gemeinschaftsgruppe dann anschließt. Da die Küken ihre Mutter viel früher hören als sehen, ist der akustische Kontakt zur Mutter auch später von größerer Bedeutung als der visuelle, wie GOTTLIEB (1977, pp.7) in seiner Studie feststellte. LORENZ (1992, pp.411) schreibt im Zusammenhang mit den Eltern: "Überhaupt scheinen angeborene Kumpanzeichen häufiger auf akustischem Gebiet zu liegen als auf irgendeinem anderen Sinnesgebiete." LICKLITER & GOTTLIEB (1988, pp. 11) berichteten, daß Entenküken die Möglichkeit sozialer Erfahrung mit Brutenten gegeben werden muß, um eine visuelle Bevorzugung der eigenen Art zu zeigen.

Hand aufgezogene Küken folgen mir und geben sofort den Verlassenheitsruf von sich, sobald sie mich nicht mehr sehen, selbst dann, wenn die Küken sich unter einer Wärmelampe befinden. Ein kurzes Antworten von mir, ohne daß sie mich sehen können, genügt, um sie zufrieden piepsen zu lassen. Dies deckt sich mit den Beobachtungen von FABRICIUS und BOYD (1952/53), die zeigten, daß Laute eine weit stärkere Nachfolgereaktion auslösten als Modelle ohne Laute. Auch GOTTLIEB (1977, pp. 7) stellte fest, daß eine Vorherrschaft des Hörens gegenüber dem visuellen Lernen besteht.

Der Zusammenhalt innerhalb der Kükengruppe ist viel stärker als mit der Mutter. Küken, die aus Gelegen mit nur einem bis drei Jungen stammen, schließen sich, wenn sie die Möglichkeit dazu haben, einer anderen Kükengruppe an und kehren nicht zu ihrer Mutter zurück auch wenn diese sie ruft. Bis zu einem Alter von 17 Tagen werden sie in der anderen Gruppe aufgenommen. Danach kann anscheinend die Mutter ihre Küken erkennen und beißt die fremden weg. Zwei Mal hat bei mir eine Ente sich aktiv Küken von einer anderen Ente genommen, indem sie sie aus deren Box durch Rufen gelockt hat.

LORENZ (1992, pp.411) meint, daß es bei den Warzenenten von größter Bedeutung ist, daß die Mutter sich in der Entwicklung der Triebhandlungen im gleichen Stadium befindet wie die Küken selber. Aus eben diesem Grund kommt es vor, daß ein in der Entwicklung hinter seinen Geschwistern zurückgebliebenes Küken sich einer seinem Entwicklungsstand entsprechenden Kükengruppe, und damit Mutter, anschließt.

Die Küken von Zwei-Ringe während die Mutter das Nest das erste Mal verlassen hat. Sie sind noch nicht ganz trocken.
The ducklings of Two-Rings, while their mother left the first time the nest allone. They are not dry yet.

 

Das Verhalten der Warzenente

b) Bindung an den Partner im Erwachsenenalter

Eine Unterscheidung des Geschlechts der Entenküken anhand des Verhaltens konnte ich nicht feststellen. Es kommt im Alter von 23 bis 30 Tagen zu kurzen Kämpfen unter den Küken bei denen die Ente nicht eingreift. Meinen Beobachtungen nach sind die Küken zu diesem Zeitpunkt im gleichen Entwicklungsstadium. Bei kälterem Wetter wachsen sie langsamer. Das stärkste Küken, und damit der Sieger, kämpft nun mit Küken anderer Gruppen wenn sie sich begegnen. Diese Kämpfe sind nach einem Tag beendet. Die Küken anderer Enten weichen der Gruppe mit dem Sieger von nun an aus, wenn sie erscheint und der Sieger dabei ist. Eine deutliche Rangordnung der
einzelnen Küken war sonst nicht eindeutig feststellbar.

Entgegen der Beschreibung von ENGELMANN (1984, pp.196) lagern sich die Küken so lange auf einem Haufen, bis der Rücken vollständig mit Federn bedeckt ist. Auch später lagern sie so dicht nebeneinander, daß sie sich mit den Flanken berühren. Nur bei großer Wärme (z.B. unter einer Wärmelampe) legen sie sich mit Abstand zueinander hin. Dieses enge Beieinanderliegen findet man bei adulten Tieren nur noch unter Freundinnen. Bei erwachsenen Erpeln besteht immer ein gewisser Abstand zu anderen Vögeln.

Erwachsene Erpel, deren Rangordnung geklärt ist, begrüßen sich, wenn sie sich begegnen, indem sie sich voreinander aufstellen, die Hauben aufstellen und ihre Köpfe rhythmisch vor und zurück aneinander vorbeibewegen. Sie schauen sich dabei nicht direkt an, sondern drehen den Kopf mit schnellen Bewegungen so, daß die Schnäbel immer auf die Flanken ihres Gegenüber gerichtet sind. ENGELMANN ( 1984, pp.196) hält diese Verhaltensweise für eine Vorstufe des "Triumpfgeschreies" der Gänse.

Bubi und Dicker in Bubis Revier. Bubi, der links stehende Vogel, droht Dicker nur durch geringfügiges Richten des Schnabels auf Dickers Flanke, hat dabei aber die Haube nicht aufgestellt, da er sich durch die noch nicht abgeschlossene Mauser unterlegen fühlt. Dicker schaut demonstrativ weg von ihm und reagiert somit nicht auf die Drohung.
Bubi
and Dicker in the territory of Bubi. Bubi, the duck on the left side, threatens at Dicker only with a litle tuming of its bill at the flank of Dicker, but it has not set up his crest, because of ists not ended moult it feels inferior. Dicker looks demostrativly not at it and so does not react on this threat.

 

 

 Erdmuthe Farthofer

c) Aufzucht der Küken

Die Warzenentenküken schlüpfen, anders als Küken anderer Hausenten, die nach 28 Tagen schlüpfen, erst nach 35 Tagen. Während dem Schlupf verläßt die Ente das Nest nicht. Bei den ersten Malen, wenn sie das Nest verläßt, bleiben die Küken zurück, die sich völlig lautlos und ruhig verhalten, bis die Ente wiederkommt. Dann wird sie mit eifrigem Geschnatter, wobei ihr alle Küken den Schnabel entgegenstrecken, begrüßt. Die selben Laute und Bewegungen sind auch später zu beobachten, wenn ein Küken, nachdem es den Anschluß an seine Gruppe verloren hatte, diese wiedergefunden hat. Die Ente antwortet den Küken. Nach spätestens drei Tagen lockt die Ente die Küken aus dem Nest, was wenig Schwierigkeiten macht, da die Küken hungrig sind und bereits an allem knabbern, was ihnen begegnet.

NEUERBURG UND PADEL (1992, pp.311) schreiben: "Ein besonderes Problem besteht in der Trägheit der Flugenten. Sie müssen deshalb anfangs mit viel List in Bewegung gehalten werden." Leider schreiben sie nichts über die Stalleinrichtung, da mir dieses Verhalten von meinen Tieren völlig unbekannt ist und daher nur von extremer Langweile oder durch anatomische Defekte an den Läufen herrühren kann.

Die Ente führt die Küken nun als erstes zum Wasser. Dabei muß sie am ersten Tag erst lernen, daß die Küken nicht fliegen können und sie daher selber auch zu Fuß gehen muß, wenn sie sie nicht verlieren will. Wenn sie dann auf dem Wasser schwimmt, laufen die Küken erregt am Ufer auf und ab und folgen ihr nur, wenn die Ente sehr eifrig lockt und wenigstens eines versehentlich hineingefällt.

Die Küken machen beim ersten Schwimmen hektische Ruderbewegungen wie ein Mensch, der Angst vor dem Wasser hat und sich nicht sicher ist, ob er nicht untergeht. Nach kurzer Zeit baden sie mit den selben Bewegungen wie die adulten Tiere. Sie tauchen durch den ganzen Teich und verfolgen sich gegenseitig, sodaß man den Eindruck erhält, daß sie miteinander spielen.

An der Futterrinne versucht die jeweilige Mutter für ihre Küken durch Angriffe auf alle anderen Tiere (andere Warzenenten, Küken, Hühner etc.) möglichst viel Platz zu schaffen. Je ranghöher die Ente ist, desto aggressiver geht sie vor.

Je älter die Küken werden um so öfter übernehmen sie die Führung und die Ente muß ihnen folgen. Sobald die Küken sie nicht mehr sehen, stoßen sie das Verlassenheitsweinen aus, worauf die Ente sofort antwortet und sich aufmerksam umsieht und wenn sie sie nicht sofort entdecken kann hektisch zu suchen beginnt, wobei sie die Küken die ganze Zeit ruft.

Bea begrüßt ihre Küken, nachdem ich die Küken in den Stall getragen hatte.
Bea
greets its ducklings, after I have carried the ducklings into the stable.

Wachsam behält Bea mich im Auge. - Bea is looking watchfully at me.

Im Alter von ca. 6 Wochen ist der Gruppenzusammenhalt nicht mehr so eng. Die Küken rennen einzeln auf der Wiese hinter Fluginsekten her, wobei sie sie mit beiden Augen fixieren und mit langem Hals, vorgestrecktem Kopf und Schnabel hinter den Insekten herrennen. Dabei können sie auch Haken schlagen. Haben sie das gejagte Insekt erwischt oder aus den Augen verloren, lassen sie sich an Ort und Stelle fallen, suchen mit den Augen die Wiese nach dem nächsten Insekt ab, um dann wieder loszurennen. Zu diesem Zeitpunkt grasen sie bereits. Zusätzlich bohren sie in der Wiese mit dem Schnabel nach Regenwürmern und rennen, wenn sie einen erwischt haben auffällig über die Wiese, weshalb sie sofort von anderen Küken verfolgt werden, die versuchen ihnen die Beute abzujagen, was durchaus auch geschehen kann.

Wenn sie müde werden legen sie sich auf einen Haufen zum Schlafen. Ein Tier legt sich auf die Wiese. Das nächste das kommt, legt sich neben dieses mit der einen Flanke an das erste gepreßt. Fast immer liegt es mit dem Kopf in die entgegengesetzte Richtung zu der des ersten Kükens. Wenn dann einige so beisammenliegen, legen sich die folgenden im rechten Winkel dazu, immer mit direktem Körperkontakt. Die darauf folgenden legen sich auf die anderen oben drauf. Nur die Köpfe der unteren schauen noch heraus. Die Mutter der Küken stellt oder legt sich in einem Abstand bis zu zwei Metern neben den Haufen. Je jünger die Küken, um so kleiner ist der Abstand zu dem Kükenhaufen. Bei Küken, die unter drei Wochen alt sind, liegt die Ente mit Körperkontakt zu ihnen, oder hudert sie.

In der Zeit von 1300 Uhr bis ca. 1600 Uhr herrscht Mittagsruhe. Nur selten steht während diesem Zeitraum mal ein Küken auf, geht zum Wasser oder Futter oder fängt ein Insekt und kehrt anschließend zu seinem Haufen zurück.

Wenn es kälter ist, liegen die Jungen unter der Ente, die mit etwas herunter hängenden Flügeln hinstellt und die Küken unter sich kriechen läßt. Auch bei Regen verhält sie sich so. Nur die wenigsten Enten haben erkannt, daß sie die Küken schnellst möglichst in den Stall führen sollten, damit diese nicht so naß werden. Amanda, Bienchen, die Negerfüße, Schecki und die Schwarze können das. Sie lassen mich auch bei einem plötzlichen Gewitter ihre Jungen in den Stall tragen. Bea dagegen hat bei einem ihrer Gelege, als ich nicht da war, fast alle Küken bis auf sieben verloren, weil sie zu spät in Richtung Stall losgegangen war. Als ich kam, konnte ich ihren Weg anhand der
toten oder fast toten Küken, die als Spur auf der Wiese lagen, nachvollziehen. Nur zwei hatte sie selber bis zum Stall gebracht. Fünf konnte ich durch abtrocknen, rubbeln und unter einer Wärmelampe wieder zum Leben erwecken. Sie bekamen dann eine Lungenentzündung, die ich mit Oxytetrazyklin, Wärmelampe und eingesperrt lassen behandelt und geheilt habe.

 

Bea führt ihre Küken in den Stall. - Bea leads its ducklings into the stable.

Amanda hudert ihre Küken im Stallgang.
Amanda with its ducklings under itself in the stable-corridor.

Bea hat ihr Gefieder etwas abgespreizt, da sich einer meiner Brüder ihr nähert. Sie stellt ihre Haube nicht auf, weil sie ihn kennt.
Bea has spread up its feathers a little bit, because one of my brothers is comming near it. It does not put up its crest, because it knows him.

Bea beachtet Bubis Werbung nicht. - Bea does not look at the courting of Bubi.

Wenn die Küken so weit befiedert sind, daß nur noch die gesamte Befiederung der Flügel fehlen (Enten mit durchschnittlich 12 Wochen, Erpel erst mit 14 bis 16 Wochen), beginnt sich die Mutter von ihnen zu lösen. Sie läßt sie über immer längere Zeiträume alleine. Sie schließt sich nun wieder den adulten Tieren an und balzt mit dem Erpel. Sie läßt sich auch wieder treten.

Wenn die Küken 16 bis 18 Wochen alt sind, sind sie selbständig. Sie können noch nicht richtig fliegen und üben sich nun darin, indem sie unter Flügelschlagen über die Wiese rennen. Luftsprünge machen und es langsam schaffen kurze Strecken zu flattern.

Ab der 20. Woche können die ersten fliegen. Nun fliegen sie, wie es scheint zum Spaß, ums Haus, vom Stall auf die obere Wiese oder umgekehrt. Dabei kann es leicht zu Verletzungen kommen, da die Jungen noch nicht so sicher beim Umfliegen von Hindernissen und beim Landen sind.

Bienchen hat sich am 29. November 1990 wahrscheinlich dabei im Gartenzaun den Unterschnabel gebrochen. Der Tierarzt klebte ihn von unten mit einer Kunststoffmasse, die normalerweise zum Verkleben beschädigter Pferdehufe gedacht ist, und die sehr schnell aushärtet. Die Kunststoffmasse wurde im Schnabel über die Lamellen des Unterschnabels gestrichen und entlang des gesamten Unterschnabels von außen. Bienchen konnte anfangs nicht selbstständig feste Nahrung aufnehmen, weshalb ich sie mit adaptierter Babymilch für Kinder über 12 Monate fütterte. Zusätzlich wurde sie mit Babybrei gefüttert. Schon nach einer Woche konnte sie mit der Schiene selber fressen. Am 8. Januar wurde die Schiene aus Kunststoff mit einem Zahnarztbohrer wieder entfernt. Der Schnabel war verheilt. Es blieb nur eine Verdickung sichtbar. Durch diese Sonderbehandlung ist Bienchen extrem zahm. Ich kann sie jeder Zeit auf der Wiese hochheben, in ihren Schnabel schauen oder ihre Flügel auseinander falten, ohne daß ich sie dabei festhalten muß.

Die jungen Enten bilden jetzt Gruppen, die nicht mehr nur aus Geschwistern bestehen, sondern auch aus Freunden.

Die jungen Erpel unternehmen alles gemeinsam. Sie sind sehr neugierig und machen alles nach, was einer der Gruppe vormacht. So erobern sie die Garage, wo sie alle Borde inspizieren, in alle Eimer schauen, Eimer, die Deckel haben, zu öffnen versuchen und in alle möglichen Löcher ihre Köpfe stecken. Sie klettern auf Bäumen herum, wandern zur Ache (das Hinunterfliegen trauen sie sich noch nicht), wandern durch den Wald, wobei sie alles in den Schnabel nehmen, was sie finden.
Erstaunlicherweise habe ich noch keinen nachgewiesenen Todesfall durch das Fressen giftiger Pflanzen (z.B. Herbstzeitlose, Tollkirsche, Eibe etc.) oder Alpensalamander gehabt. Keine meiner Enten rührt die Salamander an. Sie stehen um so ein Tier herum, wenn sie es entdecken, berühren es aber nicht einmal mit dem Schnabel.

Die jungen Enten bilden kleinere Gruppen aus zwei bis sieben Enten, die ähnlich neugierig wie die Erpel ihre Umwelt erkunden. Sie fliegen viel besser und mehr als die Erpel. Beim Abfliegen so einer Gruppe reißen sie öfters auch Tiere mit, die eigentlich noch nicht so weit sind und dann leicht abstürzen.

Bienchen steht nach dem Baden in der Badewanne völlig ohne Anzeichen von Angst auf meinem Oberschenkel.
Bienchen is Standing without any sign of fear on my thigh, after swimming in the bath-tub.

Bienchen schüttelt ihr Gefieder, während sie dicht neben mir steht.
Bienchen
is shaking its feathers, while it is standing tight to me.

Erst im Verlaufe des Herbstes und Winters bekommen die jungen Enten das für diese Art typische federlose Gesichtsfeld und die Warze am Ansatz des Oberschnabels. Im darauffolgenden Frühjahr sind sie geschlechtsreif. Junge, die erst in der zweiten Hälfte des Jahres geschlüpft sind, werden erst gegen Ende des folgenden Sommers geschlechtsreif.

 

 

Das Verhalten der Warzenente

d) Aggression

Die Bewegungsweisen der Aggression sind zwischen Erpel und Enten sehr ähnlich. Der Erpel steckt seinen Hals senkrecht in die Luft, sträubt sein Kopfgefieder, spreizt seine Flügel leicht ab und spreizt die Schwanzfedern. Dadurch wirkt er größer. Er stellt sich mit der Breitseite zu seinem Widersacher auf und läßt mit geöffnetem Schnabel kurz abgehackte Fauchlaute hören. Bei unterlegenen Erpeln genügt es zu imponieren, um diese zur Flucht zu veranlassen. Das gerade Vorstrecken des Halse, das nach LORENZ (1988, pp.320) "bei Anatiden offenbar stammesgeschichtlich urtümlicher Ausdruck der Aggression" ist, sah ich nur unter Enten, wenn sich die unterlegene zur Flucht wendete und die Siegerin sie verfolgte. Bei Erpeln tritt der vorgestreckte Hals nur bei der schnell rennenden Verfolgung einer Ente auf. Ich halte dieses Verhalten in diesem Fall aber nicht für ein Aggressionsverhalten, sondern für ein Paarungsverhalten.

Die Aggression der erwachsenen Warzenenten ist im Frühjahr am größten und schwächt sich im Laufe des Jahres immer mehr ab. Eine weitere Abschwächung erfolgte mit den Jahren. Im ersten Jahr kam es zwischen meinen damals zwei Erpeln, Bubi und Alfi, täglich zu Kämpfen, obwohl zu diesem Zeitpunkt eine totale Zweiteilung des Geländes vorlag. Es gab in beiden Hälften Wasserwannen und jeder Erpel übernachtete in einem Stall in seinem Gelände. Trotzdem versuchten sie täglich sich zu treffen und kämpften miteinander.

Die beiden Enten Amanda und Bea dagegen kämpften nicht. Beide waren in der Nähe ihrer Nester sehr aggressiv und griffen jeden, Hunde, Katzen, Hühner, Laufenten und Menschen schon im Abstand von 2m vom Nest sofort an. Das hat sich im Laufe der vier Jahre völlig geändert. Bei Amanda war bei der Brut 1990 eine Nestkontrolle während sie sich im Nest befand möglich und bei Bea ist dies seit dem Frühjahr 1993 auch möglich, obwohl diese noch immer Drohlaute von sich gibt.

Nach dem Verkauf des Erpels Alfi im Februar 1990 kam es zu Kämpfen zwischen Bubi und dem jungen Erpel Berti, die mehrere Wochen andauerten. Dann war die Aufteilung des Geländes abgeschlossen. Berti besetzte das Revier an der Ache, Bubi die oberen Wiesen und die Wiese am Teich und rund um den unteren Stall. Dicker war noch zu jung. Er hatte noch keine vollständig ausgebildete Maske und wurde von Bubi jederzeit in seiner Nähe geduldet.

Im Juli 1990 kam es zu Kämpfen zwischen Bubi und Dicker. Dabei eroberte Dicker die Wiese am Teich und rund um den unteren Stall. Da Bubi sich sehr viel lieber auf der Wiese vor der Terrasse aufhält, verteidigte er die untere Wiese nicht so heftig, wie er das bei der oberen tut.

Nach dem Tod von Berti durch Hunde am 09.03.1992, gingen zwar beide Erpel öfters in das nun freie Revier, aber die Enten, die bei dem Unglück dabei waren, gingen nicht mehr an die Ache. Auch deren Schwestern, die gar nicht dabei waren, gingen nicht mehr mit.

Am 07.01.1993 flog Pedro erstmals an die Ache, wo er vorher noch nie gewesen war. Er war durch das Abfliegen erwachsener Enten mitgerissen worden. Erstaunlicherweise stand er, nach einer an der Ache verbrachten Nacht, morgens wieder vor der Stalltür. Er hatte den Weg zu Fuß nach Hause gefunden, obwohl er das Gelände, das außerdem bewaldet ist, nur ein Mal aus der Luft gesehen hatte. LORENZ (1988, pp. 320) berichtet über ein ähnliches Erlebnis mit seiner Gans Martina. Sie fand den Weg nach Hause fliegend, den sie bis dahin nur zu Fuß zurückgelegt hatte.

Dort hielt Pedro sich mit zwei weiteren Erpeln, die im Februar geschlachtet wurden, auf. Kämpfe habe ich zwischen ihnen dort nicht beobachtet. Sie verteilten sich auf einer Strecke von ca. l km und trafen sich nur abends beim Heimweg. Nach dem Schlachten der anderen Erpel übernahm Pedro das Revier alleine. Bei Hochwasser bleibt er öfters oben im Revier von Dicker. Daher kam es bis zum 24. Mai 1993 wiederholt zu Kämpfen zwischen ihm und Dicker, bei denen manchmal er und
manchmal Dicker gewann. Jetzt (Juli 1993) ist Dicker der rangniedrigere und weicht Pedro aus sobald dieser auftaucht. Bei diesen Kämpfen sind sie so von der Umwelt abgelenkt, daß sie leicht die Beute von Hunden oder anderen Räubern werden können. Sie bemerken weder mich noch fremde Menschen, und man kann hingehen und beide mit einem Griff ergreifen. Auch meine Geschwister, die den Enten nicht so gut bekannt sind wie ich, haben dies schon wiederholt getan. Sollten sich die wilden Moschusenten ebenso verhalten, dürften sie in diesem Moment ein leichte Beute für Mensch und Tier sein.

Bei diesem Ausweichen zeigt der unterlegene Erpel eine Haltung, die der von LORENZ (1988, pp.320) bei Gänsen als "Duckmäuserverhalten" beschriebenen Haltung sehr ähnlich ist. Der Hals wird stark verkürzt, so daß der Schnabel fast auf dem Brustgefieder aufliegt. Die Schnabelspitze weist Richtung Boden.

Eine sehr ähnlich aussehende Haltung tritt bei brütenden Enten auf. Sie sträuben außerdem gleichzeitig ihr Gefieder und geben drohende Piepslaute von sich. Stellt sich ihnen eine Ente absichtlich oder versehentlich in den Weg, gehen sie sofort mit gestrecktem Hals zum Angriff auf diese über.

Unter Küken kommt es im Alter von 28 bis 31 Tagen zu Rangordnungskämpfen. Sie sind sehr bald abgeschlossen und die adulten Enten greifen nicht ein. Der Kampf verläuft wie bei den adulten: als erstes drohen sich zwei Küken, indem sie mit aufgerichtetem Schwanz, leicht abgespreizten Flügelchen und mit geöffnetem Schnabel und nach vorne gestrecktem Kopf aufeinander zu und nebeneinander her. Plötzlich wenden sie sich einander zu und springen sich an. Sie versuchen sich am gegnerischen Rücken- und Nackengefieder zu verbeißen und treten sich gegenseitig gegen die Brust. Sie versuchen sich gegenseitig auf den Boden zu ringen. Gewonnen hat der, der es schafft auf den Rücken des Gegners zu gelangen. Das unterlegene Küken flieht und wird dabei von dem Sieger verfolgt. Nach dieser Kampfphase treten eigentlich keine Kämpfe zwischen den Küken mehr auf. Es kommt manchmal bei Begegnungen noch zu Drohgebärden, aber sehr selten zu Kämpfen.

Die Aggression bei meinen Enten ist stark erhöht, wenn sie aus verschiedenen Gründen eingesperrt bleiben. Im Winter, wenn es sehr kalt ist, lasse ich sie normalerweise eingesperrt. Je länger dieses Eingesperrt sein andauert, desto aggressiver werden sie. Anfangs ließ ich jedes Tier in seiner Box, wo es Futter und Wasser erhielt. Davon bin ich abgekommen, da sie, wenn sie dann raus kommen, jeder über jeden herfällt, völlig ohne die sonst üblichen Drohgebärden. Es kommt dann zu wilden Schlägereien bei denen auch Blut fließt, da sie sich Schwanz- und Flügelfedern gegenseitig ausreißen.

Seit ich ihnen dann morgens die Boxentüren öffne und ihnen eine Wanne mit Wasser und die Futterrinne in den Stallgang stelle, ist die Aggressivität stark verringert. Ich werde auch nicht mehr beim Auffüllen des Wassers und des Futters gebissen. Sie haben die Möglichkeit den ganzen Tag auf dem Kaninchenstall und auf den Strohballen und in sämtlichen Boxen herumzuklettern, was sie auch ausgiebig tun. Sehr beliebt ist das Sitzen auf dem Kaninchenstall und auf dem Querbalken in der rechten Stallhälfte, da sie von dort aus den Weg vom Wohnhaus zum Stall durch die durchsichtige obere Stalltür beobachten können.

In der Datensammlung der KTBL (1993, pp.155) wird für Mastzwecke von einer Besatzdichte von 6-7 Tieren pro m2, bei nur Erpeln 5-6 Tieren pro m2 und bei nur Enten 8-9 Tieren pro m2 ausgegangen. Der Boden besteht aus Lattenrost. Bei einer derart starken Besetzung sind Aggressionen und daraus resultierende Verletzungen an der Tagesordnung.

Eine gesteigerte Aggressivität tritt innerhalb der Gruppe nach der Mauser auf. Unterlegen sind zu diesem Zeitpunkt die Enten, die die Mauser noch nicht abgeschlossen haben. Die Enten bedrohen sich jedes Mal, wenn sie sich begegnen. Es kommt auch zu Kämpfen an der Futterrinne zwischen Tieren, die sonst das ganze Jahr über gemeinsam fressen. Die Erpel dagegen verhalten sich zu diesem Zeitpunkt ruhig. Sie schreiten bei den Streitereien der Enten auch nicht ein. Von der jeweils unterlegenen Ente wird der anwesende Erpel als Schutzschild verwendet, indem sie sich hinter ihn stellt. Das hindert die angreifende Ente nicht um ihn herumzugehen und mit den Drohgebärden und den Versuchen auf den Rücken der unterlegenen Ente zu gelangen, fortzufahren.

 

 

 Erdmuthe Farthofer

e) Kampfweise

Kämpfe kommen sowohl unter Weibchen als auch unter Erpeln vor, aber zwischengeschlechtliche Kämpfe habe ich noch nie beobachtet. Die Kämpfe der Erpel finden nur am Land statt. Die der Enten können auch im Wasser ausgetragen werden.

Kämpfe unter Warzenenten haben gewisse Ähnlichkeit mit den Kämpfen von Gänsen, wie anhand der Abbildungen von LORENZ und S. und K. KALAS (1979, pp. 200) zu sehen ist.

Der Kampf zwischen Erpeln beginnt damit, daß sich zwei Erpel parallel nebeneinander mit dem Kopf in gleiche Richtung aufstellen und sich drohen. Sie stellen ihre Hauben auf, spreizen ihre Flügel leicht ab und die Schwanzfedern auseinander und fauchen. Dann gehen sie nebeneinander her, wobei sie versuchen sich gegenseitig abzudrängen. Beide bewegen dabei den Kopf rhythmisch vor und zurück, sehen sich dabei aber nicht an. Gibt nun keiner nach, wenden sie sich und stehen sich nun frontal gegenüber. Dabei versuchen beide, immer noch fauchend, aneinander vorbei zu blicken. Ohne jede auffällige Änderung der Situation, geht plötzlich einer zum Kampf über, indem er den Gegner anspringt, sich in dessen Nackengefieder oder an einem Flügel verbeißt. Die Flügel sind nun völlig geöffnet und die Erpel versuchen sich gegenseitig mit dem Flügelbug zu schlagen und treten sich dabei gegen die Brust, was Gänse nicht tun. Sobald einer sich unterlegen fühlt, versucht er zu fliehen, wobei sein Widersacher ihm oft noch am Schwanz festzuhalten versucht und dabei Federn ausreißt. Kann der Sieger ihn aufhalten stellt er sich auf den Rücken des Unterlegenen und hält ihn am Hinterkopfgefieder fest, was Gänse nicht tun.

Die Kämpfe der Enten werden fast immer um die Erpel gerührt. Die zweite Möglichkeit ist Feindschaft zwischen zwei Enten, die, einmal entstanden, auch dann bestehen blieb, als ich eine der beiden drei Wochen weggesperrt hatte.

Die Enten stolzieren unter Fauchen, mit aufgerichtetem Schwanz und leicht abgespreizten Flügeln um den jeweils bevorzugten Erpel herum. Kommen sie sich dabei in die Quere beginnen sie ohne das bei den Erpeln vorkommende Imponieren plötzlich zum Kampf über. Der Kampf verläuft wie bei den Erpeln. Die fliehende Ente fliegt zum Teich und wird dabei oft von der Siegerin verfolgt, die dann versucht auf der im Wasser befindlichen Verliererin zu landen. Gelingt ihr das, so bleibt die unterlegene so auf dem Wasser liegen als ob ein Erpel für den Tretakt auf ihr säße. Sie wehrt sich nicht.

Schecki droht einer anderen Ente. - Schecki is threatening an other duck.

Eine weiße Ente droht einer ihr normalerweise überlegenen Ente, die durch die Mauser ihr aber im Moment unterlegen ist.
A white duck treatens a duck, which is normally more than a match for it, because of the moult it is defeated it at the moment.

Zwei Enten kämpfen. Die Zuschauer beteiligen sich nur stimmlich.
Two ducks are fighting. The spectators only vocal take part.

Der Kampf geht weiter. Die Zuschauer schauen interessiert aus möglichst großer Nähe zu.
The fight goes on. The spectators look interesting at it standing as near as possible.

Die Siegenil - fhe conqueror

 

Das Verhalten der Warzenente

f) Fluchtverhalten

Das Fluchtverhalten ist je nach dem, wodurch es ausgelöst wird, verschieden.

Ein Erpel, der nach verlorenem Kampf flieht, rennt, unterstützt durch Flügelschläge so weit, bis ihn sein Verfolger nicht mehr sehen kann. Dabei gibt er keinen Laut von sich. Begegnet ein unterlegener Erpel einem ihm überlegenen, so geht er mit kurzem Hals und dem Kopf so weit zurückgezogen, daß der Schnabel fast das Brustgefieder berührt in schnellem Schritt so weg, daß er vom anderen möglichst nicht mehr gesehen werden kann. Auch dabei gibt er keinen Laut von sich.

Genau wie oben beschrieben verhalten sich Enten in ähnlichen Situationen. Es gibt bei Enten aber noch eine weitere Fluchtsituation: ein Erpel versucht eine brütende Ente zu treten. Die Ente flieht fliegend oder rennend und gibt dabei ständig Drohlaute von sich. Dabei hat sie das gesamte Gefieder gesträubt und die Haube aufgerichtet. Nur bei zwei Enten konnte ich beobachten, daß eine nicht brütende Ente sich ihnen in den Weg stellte. Die Fluchtreaktion war wie oben beschrieben.

Küken fliehen frühestens ab dem Alter von fünf Tagen. Sie können da noch nicht richtig rennen und spritzen deshalb hüpfend nach allen Seiten auseinander, wenn man z.B. mit der Hand in das Nest hineinfaßt. Dabei geben sie keinen Laut von sich. Später, wenn sie draußen auf der Wiese mit ihrer Mutter unterwegs sind, fliehen sie gemeinsam in die gleiche Richtung, sobald diese einen Warnruf ausstößt, aber nur bis zur nächsten Deckung, unter die sie dann kriechen. Mit ihnen fliehen auch die hand aufgezogenen Küken, die den Warnlaut nicht erlernt haben können und daher das Wissen angeboren sein muß. Auch LORENZ (1992, pp.411) kommt zu diesem Schluß. Bei Katzen und Hunden stellt sich die Mutter zwischen diese Deckung und den Feind. Läßt der sich von den Drohgebärden nicht abschrecken, geht sie mit Geschrei zum Kampf über. Die Küken verhalten sich vollkommen ruhig, bis die Mutter sie ruft. Ganz anders verläuft die Reaktion, wenn es zu einem Angriff durch einen Greifvogel kommt
Auf einen kurzen Warnruf hin, der nicht einmal von der Mutter stammen muß, stürzen sich alle, auch die Erwachsenen nach allen Seiten in die Büsche. Diese Flucht kann auch allein durch den Schatten des Greifvogels ausgelöst werden. Zwei Mal erlebte ich es, daß acht Wochen alte Küken, auf deren Rücken ein Mäusebussard saß zu mir hinrannten, so daß ich mit einem Schlag mit der Hand gegen die Brust des Greifvogels diesen vom Rücken der Ente schlagen konnte. Auch in anderen Gefahrensituationen kommen Enten zu mir gerannt, völlig unabhängig davon, ob ich sie hand aufgezogen hatte oder sie von einer Ente aufgezogen worden sind. Das Alter ist auch nicht entscheidend. Auch bei Verletzungen werde ich aktiv als Hilfe betrachtet, indem die Tiere, die sich versteckt haben, bei meinem Anblick aus dem Gebüsch kommen, zu mir laufen und sich hochheben lassen.

Bei den Fluchtreaktionen der Warzenenten ist ein großer Unterschied zu meinen anderen Enten (Stockenten und Laufenten) zu bemerken. Sie fliehen fast nie kopflos irgendwohin bis sie anstehen, sondern immer gezielt in eine Deckung oder zu mir. Nur zwei Mal habe ich es erlebt, daß es zu einer kopflosen Flucht der gesamten Gruppe kam. Beide Male war es bereits total finster. Ein Mal befand ich mich beim Teich und die Enten standen vor den Stalltüren. Plötzlich flohen alle halb fliegend halb rennend Richtung Teich. Die, die dem Gartenzaun am nächsten waren, kamen nicht um die Ecke und prallten in den Zaun, den sie im Dunkeln anscheinend nicht gesehen hatten. Beim zweiten Mal befand ich mich im erleuchteten Stall und ebenso plötzlich, wie beim ersten Mal stürzten die Enten Richtung Teich. Beide Male konnte ich die auslösende Ursache nicht entdecken. Beide Male waren sie nicht bereit alleine in den Stall zu gehen, sondern gingen erst, als ich mit dem Futterbecher in der Hand vor ihnen her zum Stall ging.

Die Lauf- und Stockenten dagegen fliehen kopflos, was dazu führt, daß sie im Zaun hängen bleiben und dann natürlich für jeden Feind eine leichte Beute sind.

Diese Art zu fliehen führt dazu, daß Warzenenten, die man irgendwohin treiben will, wenn sie das aus irgend einem Grund nicht wollen, bis zum nächsten Baum oder Busch gehen und sich vollkommen reglos dahinter stellen. Selbst die weißen Tiere sind dann kaum mehr zu entdecken.

 

 

 Erdmuthe Farthofer

g) Ausruh- und Kompfortverhalten

Dieses Verhalten tritt wie bei allen Vögeln nur auf, wenn die Tiere nicht beunruhigt sind.

1. Baden

Die Tiere gehen zum Teich und trinken. Sie lassen sich dabei ins Wasser gleiten und beginnen damit zu tauchen und mit den Flügeln wild auf das Wasser zu schlagen. Dabei liegen sie schief im Wasser, da sie erst mit dem einen Flügel ins Wasser eintauchen und nach einiger Zeit mit der anderen. Zwischen den Seitenwechseln ziehen sie mit schnellen Bewegungen die einzelnen Federn der Flügel durch den Schnabel. Anschließend schöpfen sie mit schnellen Kopf- und Halsbewegungen Wasser auf ihren Rücken, das dann seitlich abfließt. Sie verlassen dann das Wasser stellen sich auf die Wiese und beginnen mit der Gefiederpflege.

Küken führen die selben Badebewegungen aus, obwohl die Flügelchen nur Stummel sind und ein auf die Wasseroberfläche mit ihnen schlagen gar nicht möglich ist. Sie tauchen viel tiefer und langanhaltender, was sehr oft auch wie ein Spiel zwischen mehreren wirkt, da sie sich dabei oft verfolgen.

Die Erpel baden viel seltener als die Enten. Mein Erpel Bubi schwimmt überhaupt nicht, außer er wird ins Wasser gestoßen. Sein Gefieder wird im Laufe des Sommers sehr dreckig und stinkig, da er nur in Pfützen badet. Dabei führt er die gleichen Badebewegungen aus wie die im Wasser badenden Enten. Wenn ich ihn in den Teich befördere und nicht wieder heraus lasse, beginnt er nach mehreren Minuten Badebewegungen auszuführen, bricht diese jedoch sofort ab, wenn ich mich vom Teich entferne und verläßt das Wasser. Da er aus einer Massentierhaltung stammt, ist es möglich, daß er Wasser zum Schwimmen nicht kennt. Auch an der Ache, wo er zwei Male vom Hochwasser überrascht wurde, schwamm er nicht mit seinen Enten von der Insel ans Festland, sondern blieb alleine zurück. Ich mußte ihn ins Wasser tragen und mit ihm durch den Fluß waten, wobei er sehr stark abgetrieben wurde. Zwischen beiden Malen lag fast ein Jahr. So lange ging er nicht wieder an den Fluß.

Schlafen, das heißt richtig tief schlafen, so daß sie die Annäherung einer Person nicht bemerken, tun fast nur Küken, da die Ente aufpaßt. Bei den erwachsenen Enten habe ich das nur erlebt, wenn ich bereits längere Zeit zwischen ihnen hin und hergegangen war, z.B. beim Stall putzen. Dann blieben sie mit geschlossenen Augen und dem Schnabel auf dem Rücken unter dem Flügel liegen. Bei Annäherung einer anderen Person öffneten sie die Augen und zogen den Schnabel aus dem Gefieder, standen aber nur auf, wenn ich eine Reaktion zeigte, z.B. bei Annäherung meines Hundes, einer Katze oder einer nicht zur Familie gehörenden Person.

Küken, deren Rücken noch nicht befiedert ist, schlafen in Schlafhaufen. Dabei stapeln sie sich in Form einer Halbkugel übereinander. Derjenige, der am meisten friert, befindet sich im Inneren des Haufens.

2. Gefiederpflege

Dabei ordnen die Enten das gesamte Gefieder mit dem Schnabel. Sie reiben öfters ihren Hinterkopf an der Pürzeldrüse, die ein gelbliches Sekret absondert, das sie mit dem Hinterkopf auf dem Gefieder verteilen. Anschließend schütteln sie sich, wobei sie alle Federn vom Kopf ausgehend Richtung Schwanz sträuben und dann wieder anlegen. Sie flügeln sich, indem sie sich aufrichten und auf der Stelle stehen einige heftige Schläge mit den Flügeln ausführen ohne abzufliegen. In die Putzbewegungen kann auch noch Sichkratzen, Kopfschütteln und "Kropf-Richten" eingebaut sein.

3. Ruhen und Schlafen

Meine Enten ruhen durchschnittlich drei Mal am Tag. Einzelne Tiere ruhen auch noch öfters außerhalb den gemeinsamen Ruhezeiten. Das erste Mal ruhen sie am Vormittag nach dem ersten Baden, Fressen und der Gefiederpflege. Bei Regen ruhen sie im Stehen, sonst liegen sie möglichst in der Sonne. Das zweite Mal ruhen sie zwischen 1300 Uhr und 1600 Uhr. Nach einer anschließenden Aktivitätsphase, ruhen sie dann noch einmal bis zur Abendfütterung. Diese Zeit verschiebt sich im Laufe des Jahres durch das länger und kürzer werden des Tages. Im Winter, mit seinen sehr kurzen
Tagen fällt die Ruhephase vollständig aus, da sie zwischen 1600 Uhr und 1700 Uhr eingesperrt werden oder an sehr kalten Tagen gleich nur für eine bis zwei Stunden herausgelassen werden, um Erfrierungen an den Gesichtswarzen und den Schwimmhäuten zu vermeiden.

Küken, die älter sind, schlafen dicht aneinandergedrängt, oft mit Kopf und Schnabel im Gefieder eines der Geschwister. Zu diesem Zeitpunkt können sich bereits Freundschaften mit Küken anderer Gruppen ergeben. Dann liegen diese zusammen und trennen sich erst abends, wenn sie mit den jeweiligen Müttern in ihre Boxen gehen.

  

 

Das Verhalten der Warzenente

h) Trauer

Mein Erpel Berti ging täglich mit dem Negerfüß mit den weißen Handschwingen und zwei weißen Ente, DA 073 und NH 305, an die Ache. Dort wurden die vier am 08.03.1992 von zwei freilaufenden Deutschen Jagdhunden angegriffen. Dabei stellte sich Berti, nach Aussage einer Augenzeugin, den beiden Hunden immer wieder in den Weg, da die drei die Enten sogar schwimmend verfolgten.

Ich wurde telefonisch von dem Vorfall unterrichtet, brauchte aber ca. 15 Minuten, bis ich am Ort des Geschehens ankam. Alle vier waren verschwunden. Ich begann sofort mit der Suche, wobei mich meine Geschwister mit ihren Autos von der gegenüberliegenden Seite aus unterstützten. Auf mein Rufen hin antwortete mir
Negerfüß von einem versteckten Felsen aus und ließ sich nach Hause tragen. Eine der weißen Enten, NH 305, entdeckten meine Geschwister flußabwärts, fast im Ort Marktschellenberg auf einem Felsen.

Inzwischen hatte ich die Besitzer der Hunde ausfindig gemacht und bat sie ihr Gelände nach Berti abzusuchen. Sie weigerten sich, da es inzwischen dunkel geworden war, ihr Flußabschnitt sehr schwer zugänglich und der Fluß an der Stelle sehr tief und reißend ist.

Am nächsten Morgen fand ich Berti tot hinter dem Felsen liegend auf dem am Abend vorher die weiße Ente gestanden hatte. Den Spuren nach hatte er viel Blut verloren und rutschte aus Erschöpfung vom Felsen ins flache Wasser wo er ertrank. Die zweite weiße Ente, DA 073, saß am Morgen unterhalb meines Stalles auf einem Felsen und ließ sich nach Hause tragen. NH 305 kam selber nach Hause, und hatte völlig zerfranste Flügel- und Schwanzfedern.

Beide weiße Enten haben seit diesem Vorfall nie mehr unseren Garten verlassen. Die eine bewegte sich bis zu diesem Frühjahr nur in der Nähe des Stalls und schloß sich keinem Erpel mehr an. In diesem Frühjahr hat sie sich nun Dicker angeschlossen. Die zweite mauserte kurz darauf, wirkte seit dem Vorfall krank. Sie wurde im Sommer 1993 geschlachtet.

Negerfuß fraß nur noch wenig. Sie hielt sich fast immer in meiner Nähe auf und wenn ich nicht draußen war, lag sie auf der Mauer unserer Terrasse oder direkt vor der Küchentür.

Anfang Mai ging sie jeden Morgen zu Fuß den Hang Richtung Ache. Dort verschwand
sie dann spurlos im Wald, erschien aber abends wieder am Stall. Wiederholte Male
habe ich sie gesucht, aber nicht entdecken können.

Am 27. November wurde ich um 1400 Uhr benachrichtigt, daß eine meiner gescheckten Enten in Marktschellenberg unterhalb des Sportplatzes in der Ache wäre. Ich stellte sofort fest, daß es sich um den oben erwähnten Negerruß handelte. Ich versuchte sie zu fangen, was mir aber nicht gelang, da zu viele fremde Menschen zusahen.

Am 28. November sichtete ich sie etwas flussaufwärts der Stelle vom Vortag, unterhalb des Rotkreuzhauses. Es gelang mir nicht an sie heranzukommen. Ich konnte sie auch nicht dazu bewegen flussaufwärts zu fliegen.

Am 29. November war sie schließlich ganz verschwunden. Ich suchte sie auf der Strecke zwischen der Grenze und der Brücke ca. 2km flussaufwärts von meinem Gelände.

Am 30. November entdeckte ich sie um 1500 Uhr auf der Insel bei der deutsch/österreichischen Grenze. Der Wasserstand war zu hoch, um zu ihr zu gelangen zu können.

Am l. Dezember kletterte ich von einem Forstweg auf der anderen Seite der Ache aus hinunter zur Ache und watete auf die Insel. Ich konnte den Negerfuß mit einem Futterbecher anlocken und schließlich auch fangen. Mit ihr auf dem Arm kletterte ich wieder zum Forstweg hinauf, wo ich das Auto stehen gelassen hatte. Ich setzte sie in den mitgebrachten Transportkasten und brachte sie wieder nach Hause, wo ich sie in einem Kaninchenstall einsperrte.

Am 14. Dezember ließ ich sie in der Früh mit den anderen Enten hinaus. Nachmittags befand sie sich bereits in Marktschellenberg unterhalb der Steinbrücke in einer Gruppe von Stockenten, die da wild leben. Ich konnte sie nicht fangen, weil ich beim ersten Versuch stolperte und ins Wasser fiel. Sie hat sich dabei erschreckt und ließ mich nun nicht mehr in ihre Nähe. Man muß beim ersten Fangversuch das Tier erwischen. Nachher hat man am selben Tag keine Chance mehr an es nahe genug heranzukommen, weil es dann mißtrauisch ist.

Nach erfolglosen Fangversuchen am 15. und 16. Dezember, baute ich einen Kescher mit 80cm Durchmesser und einem Stiel von 1,2m Länge. Um 2130 Uhr, als nicht mehr so viele Leute auf der Brücke waren, fuhr ich in Begleitung meiner Mutter mit dem Auto wieder hin. Ich konnte ihr den Kescher überstülpen und sie so fangen. Wieder zu Hause sperrte ich sie wieder in den Kaninchenstall. In den folgenden 8 Tagen wollte sie nicht mehr nach draußen. Sie war so abgemagert, daß das Brustbein deutlich zu fühlen war.

Am 26. Dezember flog sie aus dem Stall, ohne beim Teich anzuhalten, an die Ache, wo ich sie abends unterhalb des Steilhanges wieder einsammelte.

Am 10. Januar 1993 lag der Negerfuß, nachdem sie einen halben Tag verschwunden gewesen war, mit Bubi und ihrer Schwester auf der Terrassenmauer. Abends wollte sie unbedingt in den Laufentenstall, weswegen ich ihr eine der drei Boxen auf dem Laufentenstall mit Stroh einstreute, die sie auch sofort annahm. Nun schloß sie sich bis zum 26. Mai Bubi an. Sie legte in der Box ein Nest mit 18 Eiern an, die ich ihr bei Brutbeginn wegnahm, weil ich dieses Jahr keine Küken aufziehen will.

Am 26. Mai flog sie mit Pedro an die Ache und tut das bis heute (10.08.93).

 

 

 Erdmuthe Farthofer

i. Haß

Haß habe ich bis jetzt nur ein Mal erlebt. Dabei kam es plötzlich zu Kämpfen unter lautem Geschrei zwischen der Ente DA 081 (grün) und der Ente AG 516 (lila). Die beiden waren vorher befreundet und haben immer alles zusammen unternommen. Am 29. August 1992 erschien abends nur die Ente mit dem lila Ring im Stall. Am nächsten Morgen stand die Ente mit dem grünen Ring vor der Stalltür. Als ich diese öffnete und sie die andere Ente entdeckte, stürzte sie sich mit einem lauten Geschrei auf sie. Beide bekämpften sich so stark, daß sie bluteten und ich sie schließlich trennte. Ich sperrte die Ente mit dem grünen Ring im Stall ein. Am darauf folgenden Tag kam es erneut zu einer wilden Schlägerei zwischen den beiden. Seit diesem Zeitpunkt schläft eine in der linken und eine in der rechten Stallhälfte. Ich habe sie seit damals nicht mehr zusammen gesehen. Was der Auslöser für diesen Haß ist, konnte ich nicht feststellen.

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